Von unvorhersehbaren Gefühle
Es gibt kein Regelwerk zur Trauer außer Zeit
Jeder trauert anders. Es gibt keine allgemein gültige Regel, wie man zu trauern hat. Trauern bedeutet verarbeiten, lernen mit dem Leben ohne den geliebten Menschen umzugehen, sich mit dem Unveränderbaren abzufinden, ganz allmählich neue Wege zu finden. Das benötigt Kraft und Zeit, viel Zeit und Geduld mit sich selbst.
Die Gefühle von Trauernden schwanken stark und sind auch für sie selbst nicht vorhersehbar. An manchen Tagen fällt ein Trauernder in ein tiefes Loch, er zieht sich völlig zurück und mag niemanden sehen oder hören. An anderen Tagen sehnt er sich danach mit jemandem zu sprechen, schafft es aber nicht unbedingt von sich aus mit jemandem Kontakt aufzunehmen.
Feingefühl und Geduld
Es ist gut, wenn es Menschen gibt - Freunde, Bekannte, Nachbarn - die sich mit viel Feingefühl um einen Trauernden kümmern und Verständnis für die wechselnden Gefühle und Bedürfnisse eines Trauernden aufbringen. Ein Begleiter sollte geduldig zuhören können. Geduldig auch dann, wenn der Trauernde vieles immer und immer wieder erzählt. Das ist eine Form des Verarbeitens, die im Trauerprozess sehr wichtig ist. Kommentare des Begleiters sollten nur ganz verhalten ausfallen und keineswegs mit eigenen Erlebnissen geschmückt sein. Denn der Trauernde hat in der ersten Phase keine Kraft Erfahrungen anderer aufzunehmen. Er ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Während dem Zusammensein muss nicht ständig gesprochen werden. Gemeinsames Schweigen ist durchaus eine Hilfe.
Trauerbegleitung richtig angehen
Manch einem Trauernden fällt es schwer Hilfe anzunehmen. Sie sind allerdings auch froh darüber. Häufig hilft einem Trauernden eine kleine Unterstützung im Alltag: eine warme Suppe oder kleine Mahlzeit, die ganz zufällig mittags vor der Haustür steht, ein Einkauf, der übernommen wird oder die Begleitung zu einem Behördengang.
Zuweilen spüren Freunde, dass ihre Begleitung für den Trauernden zu wenig ist. Für diesen Fall gibt es von offizieller Seite verschiedene Hilfsangebote: Einzelgespräche mit geschulten Personen wie Therapeuten, Pfarrern oder Trauerbegleitern, wöchentlich oder monatlich stattfindende Trauercafés sowie Trauergruppen und Trauerseminare.
Trauern braucht Zeit
Es ist gut, wenn ein Trauernder um diese Angebote weiß. Häufig drängen Angehörige oder Bekannte Trauernde zur Teilnahme an einem offiziellen Angebot. Das ist gut gemeint, entspricht aber nicht in jedem Fall den Bedürfnissen des Betroffenen. Alles braucht seine Zeit, auch das Öffnen in einer fremden Runde.
Meist weiß der Trauernde selbst, was ihm gut tut. Zumindest sollte er auf seine eigenen Bedürfnisse hören und ihnen nachgehen. Manch einem hilft der Gang zum Friedhof. Viele finden Kraft in der Natur. Manche suchen vorübergehend Ablenkung in Menschenmengen.
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