Vom Horn zum Altar
Liebe geht durch Noten und den Wald
Die Wildburger-Köche und Jäger Claudia und Roland Frank pflegen und hegen ein Revier um den Ammersee. Wenn das Ehepaar nicht gerade in den heimischen Wäldern unterwegs ist, haben sie als Vorstände des BJV Starnberg (Bayerischer Jagdverband, Kreisgruppe Starnberg) alle Hände voll zu tun. Dort setzen sie sich nicht nur für die Belange von Flora und Fauna ein, sondern teilen eine weitere Leidenschaft: Das Jagdhorn.
Die vererbte Leidenschaft
Beide stammen aus einer Jägerfamilie und beide wollten ursprünglich einmal Berufsjäger werden. Wie das Leben aber so mitspielt, wurde aus dem Traum nichts. Das hielt beide jedoch nicht davon ab, sich für Wald und Wild in ihrer Freizeit einzusetzen und auch Traditionen zu pflegen. Seit über 25 Jahren musizieren die Franks in der Kreisgruppe in Starnberg. Dort haben sie sich auch kennengelernt. "Das Jagdhorn ist nicht nur fester Bestandteil der Jagkultur, sondern war früher zwingen notwendig", erklären die Beiden.
Die Zeit vor dem Handy
Seinen Ursprung hat das Jagdhorn nämlich in der Zeit, in der an ein Mobiltelefon noch gar kein Denken war. Bei Jagden wurde das Horn als Signalinstrument eingesetzt. So konnten sich die Jäger, Treiber oder andere Beteiligte über eine große Distanz verständigen. Es entstanden sogenannte Jagdsignale wie "Aufbruch zur Jagd", mit der alle Teilnehmer gebeten wurden, ihre Plätze einzunehmen. Danach ertönte das "Anblasen des Treibens", damit war klar: Jetzt geht es los - die Jagd kann beginnen.
Festlich oder praktisch
Es gibt mehrere Gattungen der Jagdhörner, die bekanntesten sind das B-Horn sowie das Es-Horn. Auf einem B-Horn werden meist die Signale zur Verständigung geblasen. Dazu gehören eben die Zeichen wie "Aufbruch zur Jagd". Festlichere Töne erschallen aus den Es-Hörnern: Meist werden auf ihnen Messestücke gespielt, die zu Feierlichkeiten, wie zum Beispiel der Hubertusmesse, dargeboten werden. Diese Messe findet jedes Jahr am 3. November statt. "Für uns ist die Hubertusmesse der Höhepunkt des Bläserjahres", erzählen die Franks. Traditionsgemäß richten die Starnberger diese Messe in Andechs aus und gedenken dabei des Schutzpatrons der Jäger, dem heiligen Hubertus.
Jägermeister macht es nach
Bei dem Schutzpatron der Jäger hat es sich um Hubertus von Lüttich gehandelt. Aus dem Mittelalter ist seine Legende überliefert, wonach der Heilige auf der Jagd vom Anblick eines prächtigen Hirsches mit dem Kruzifix zwischen den Sprossen des Geweihs bekehrt wurde. Wie dieser Anblick wohl ausgesehen haben muss, kann man auf einem Kräuterschnaps mit 56 Zutaten sehen - dieser hat sich den legendären Hirsch zu Eigen gemacht.
Mehr als nur Hobby
"Für uns ist die Jagd und das Musizieren auf diesem traditionellen Instrument mehr als ein Hobby", erklären die Franks. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, einen Beitrag zur Natur zu leisten". Für die beiden gibt es nicht Schöneres, als bei Sonnenaufgang die Tiere zu beobachten, den Nebel über den Ammersee ziehen zu sehen oder durch die Wälder zu streifen. "Für uns ist Jagd so viel mehr als nur ein Tier erlegen", sagen sie. "Sicherlich, es gehört dazu - aber es ist eben nicht alles." Zahlreiche Revierarbeiten, das Anpflanzen von Wildäckern oder auch das Bergen von Unfallwild zählen zu ihren Aufgaben. Neben der Traditionspflege, wie zum Beispiel das Jagdhornblasen, organisiert die Kreisgruppe zahlreiche Fort- und Weiterbildungen für Jäger. Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt sei ihr oberstes Gebot. "Letztendlich geht es um Lebewesen, deren Fortbestand wir sichern möchten", so die Eheleute. Sie wünschen sich, dass noch ihre Enkelkinder die Natur in ihrer vollen Schönheit und Vielfalt erleben können.
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