"Seit 50 Jahren alles nach Plan"
Raumfahrtkontrollzentrum feiert Jubiläum
Am Anfang mussten die Wissenschaftler mit einer Baracke vorlieb nehmen – mittlerweile hat sich das Deutsche Raumfahrtkontrolllzentrum, GSOC (German Space Operations Center), zur wichtigsten deutschen Einrichtung zur Steuerung und zum Betrieb von Satelliten entwickelt. Die 50-jährige Erfolgsgeschichte feierten rund 400 Wegbegleiter aus Forschung, Industrie und Politik sowie Astronauten im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), darunter auch Technologieministerin Ilse Aigner. "Houston, wir haben ein Problem – das haben Sie in Oberpfaffenhofen nie gehört. Da heißt es seit 50 Jahren – alles nach Plan", schwärmte sie.
Felix Huber, DLR-Direktor für Raumflugbetrieb und Astronoautentraining, berichtete, dass das GSOC in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr als 70 Raumfahrtmissionen durchgeführt habe. Es sei von anfangs sechs Mitarbeitern bis heute auf 400 Mitarbeiter gewachsen. Aktuell betreuen die Raumflugexperten zehn "fliegende" Missionen und bereiten zehn weitere Projekte vor. Die Teams sind dabei teilweise im 24-Stunden-Schichtdienst im Einsatz. Das gilt auch für den inzwischen zehnjährigen Betrieb des Weltraumlabors Columbus, Europas Beitrag zur Internationalen Raumstation ISS.
Erster Satellit flog 1969
Das GSOC in Oberpfaffenhofen wird durch die Bodenstation in Weilheim ergänzt. Beide nahmen ihren Betrieb zum Start des Forschungssatelliten "AZUR" im November 1969 auf. AZUR war das erste Satellitenprojekt der deutschen Raumfahrtforschung: Wenige Tage nach dem Launch durch die NASA übernahm das GSOC die Verantwortung für den Betrieb. Der Forschungssatellit fliegt noch heute in der Erdumlaufbahn.
Bemannte Raumfahrt
Mit der Beteiligung am "Spacelab" übernahm das GSOC in den 1970er Jahren Aufgaben in der bemannten Raumfahrt. Die Raumfahrt mit Astronauten entwickelte sich zu einem Schwerpunktthema. Beim Festakt gab es ein Wiedersehen mit den deutschen Astronauten Ulrich Walter, Reinhold Ewald, Thomas Reiter und Ernst Messerschmidt. Ewald erinnerte an seine Bewerbung zum Astronauten. Er hatte auf eine Annonce in einer Wochenzeitung geantwortet. "Ich hatte das richtige Studium, den richtigen Pass und mit etwas Glück hat es geklappt." Bei seiner Mission ins All hatte das GSOC für ihn eine besondere Funktion. Vom Boden aus wurden ihm die Bundesliga-Ergebnisse durchgegeben.
Daten im Petabyte-Bereich
Nach einem halben Jahrhundert Raumfahrtforschung bewegt sich der Datenverkehr zwischen Weltraum und Erde in immer gewaltigeren Dimensionen. Allein die Erdbeobachtungsmission TanDEM-X generiert mit ihren beiden Radarsatelliten Datenvolumen im Petabyte-Bereich.
Das GSOC ist auch Geburtsstätte des Galileo Kontrollzentrums. Das Satellitennavigationssystem soll Europa unabhängig vom militärischen amerikanischen System GPS machen. Mit 22 von insgesamt 30 Navigationssatellliten ist die Galileo-Flotte im All fast vollständig. Der Start der nächsten vier Satelliten ist im Sommer 2018 geplant. Dann wird auch wieder ein deutscher Astronaut im All sein: Alexander Gerst bereitet sich auf seine Mission zur ISS vor.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH