Pfeifkonzert beim Spatenstich
Baubeginn für B2-Tunnel spaltet die Bürger
400 aufgebrachte Demonstranten, ohrenbetäubende Trillerpfeifen, Buh-Rufe und Transparente, auf denen drauf stand „Ilse go home“, „Ein Tunnel nur für die Weilheimer“, „Wahlverrat“. So tumultartig lief der Spatenstich für Starnbergs Tunnelbau ab. Die Befürworter des Projekts hielten dagegen: „Lieber schnell untendurch als nie außenrum“ stand auf ihren Plakaten.
An die 250 Gäste und Bürger hatten sich am Freitag anlässlich des Festakts beim Landratsamt versammelt, als die Protestler einmarschierten und sich mit ihren Plakaten aufbauten. Bald schon war die Atmosphäre ganz schön geladen, aber bis auf etliche rüde Wortgefechte und Pöbeleien blieb alles friedlich. Die Polizei war vor Ort.
Buh für die Minister
Erst mit einiger Verspätung konnten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und seine bayerische Kollegin Ilse Aigner mit ihren Reden loslegen, die von Buhrufen, aber auch Applaus begleitet wurden. Die Lautsprecheranlage war voll aufgedreht, um die Trillerpfeifen zu übertönen. Dass die Minister die Tunnelgegner zur Versöhnung aufriefen, konnten diese aber gar nicht hören – sie hatten nämlich Stöpsel in den Ohren.
Andreas Scheuer war sichtbar sauer. „Wir bringen 200 Millionen Euro mit und werden dann noch ausgepfiffen“, sagte er aufgebracht. Er forderte diejenigen auf, „die die Aggressionen reingebracht haben, es jetzt gut sein zu lassen". Auch die Stadt bekam ihr Fett ab. “Wir hoffen, dass Sie uns jetzt besser hier helfen.“ Eine Spitze gegen Tunnelgegnerin und Bürgermeisterin Eva John.
Ilse Aigner zeigte sich überrascht von der Stärke des Protests („selten habe ich so eine Initiative erlebt“). Landrat Karl Roth schaffte es, die aufgeheizte Stimmung mit der Bemerkung aufzulockern, dass „der beim Bau anfallende Aushub hoffentlich dafür ausreicht, die Gräben in der Bevölkerung zuzuschütten“. Alle Redner machten sich für die Vorzüge des Projekts stark und forderten die Gegner auf, die Entscheidung des Stadtrats zu akzeptieren.
John sprach doch
Mit Spannung wurde die Ankündigung aufgenommen, dass Bürgermeisterin Eva John jetzt doch sprechen wolle, nachdem sie ihr Grußwort anfänglich verweigert hatte. Die erklärte Tunnelgegnerin warb um Verständnis für die Befürchtungen der Bevölkerung. John weiter: „Es gibt Menschen, die sich verraten und von der Politik übergangen fühlen", sagte sie. Ein Bürgerbegehren hätten viele fairer gefunden. Der Bürgermeisterin war die Anspannung deutlich anzumerken. Buh, aber auch Applaus für sie, und „Lasst sie ausreden“. Zweiter Bürgermeister Klaus Rieskamp (Befürworter) wurde ausgepfiffen.
Die Demonstranten hatten ihr Ziel sicher erreicht, den Gästen mit dem Lärm den Aufenthalt zu verleiden. Diese mussten sich die Ohren zuhalten. „Das Landratsamt hätte von seinem Hausrecht Gebrauch machen und sie weiter auf Abstand halten sollen“, fand Bürger Jürgen Fuhse. Rollifahrer Maximilian Konarske meinte, man solle die Chance auf gescheite Radlerwege und behindertenfreundliche Bürgersteige nützen. „Eva John soll es jetzt durchziehen.“
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