Muss man einen Grabstein haben?
Schlicht, einfach oder monumental – der Gedanke zählt
Eine generelle Verpflichtung, einen Grabstein auf einem Grab zu errichten oder dort einzulassen, gibt es nicht. Wer möchte, kann auch ein bescheidenes Holzkreuz oder einen besonders schönen Naturstein, vielleicht einen, zu dem der oder die Verstorbene einen besonderen Bezug hatte, auf das Grab legen. Und ein guter Steinmetz kann auch solche Steine bearbeiten, etwa mit Namen und Daten der Verstorbenen oder schlicht und doch eindrucksvoll mit deren Unterschrift. Völlig unsinnig ist die Frage nach einem Grabstein beispielsweise bei Seebestattungen. Hier wird man fast nie völlig exakt wissen, wo der Verstorbene zu Wasser gelassen wurde. Und: Worauf sollte der Grabstein stehen?
Ähnlich ist das bei anonymen Bestattungen. Da ein Grabstein immer mit Kosten verbunden ist, dürfte sich bei anonymen Toten kaum jemand finden, der die Kosten zu übernehmen bereit wäre. Und: Was soll man auf den Grabstein eingravieren oder setzen lassen, wenn man so gut wie gar nichts über den Toten weiß?
Immer öfter entscheiden sich Menschen dazu, gar nicht auf einem Friedhof, sondern alternativ etwa in einem „Friedwald“ bestattet zu werden. Hier gibt es gar keine Grabsteine. An die Verstorbenen erinnern oft nur kleine Plaketten mit einer Zahl darauf. Nur Angehörige und Freunde wissen dann, wem sie diese Zahl zuordnen müssen und wessen Asche unter dem Baum liegt.
Ausnahmen bilden Friedhöfe, die ein gewisses, einheitliches Erscheinungsbild der Gräber voraussetzen, etwa bei Soldatenfriedhöfe. Ähnlich wie die Gefallenen zu Lebzeiten in „Reih und Glied“ standen und marschierten, liegen sie jetzt geordnet auf dem Friedhof, meist mit einheitlichen Kreuzen und entsprechenden Beschriftungen auf den Gräbern. Sozusagen Reihenhaussiedlungen des Jenseits.
Bei vielen Urnenfriedhöfen sind Grabsteine ohnedies nicht vorgesehen. Die Urnen stehen dort in sogenannten Urnenwänden.
Anker für Hinterbliebene
Gräber sind oftmals „Anker“ für die Hinterbliebenen, Orte, an die sie kommen können, um an die verstorbenen Angehörigen oder Freunde zu denken, ihnen „die Ehre des Besuches“ erweisen zu können.
Apropos Ehre: Nicht zuletzt dient ein Grabstein natürlich der Ehre und dem Rang des Dahingeschiedenen. Und da spielt oft gerade für die Hinterbliebenen die Größe und Monumentalität eines Grabsteins eine große Rolle. Das reicht von der einfachen Marmorplatte bis hin zum Grabmal mit lebensgroßen Darstellungen meistens Marien- oder Engelsgestalten. Ein Grabstein, eine Grabplatte,ein Grabkreuz oder was auch immer, werden ausnahmslos von den Hinterbliebenen gebraucht. Die Toten machten sich allenfalls vor ihrem Dahinscheiden Gedanken darüber, danach vermutlich nicht mehr. Das Grabmal ist quasi das letzte Zeichen eines Menschen auf Erden, solange sein Grab existiert. Daher sollten sich die Hinterbliebenen auch Gedanken darüber machen, dass das, was sie auf das Grab setzen möchten, auch dem Verstorbenen gerecht wird.
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