Kindertraum erfüllt
Sammler Heinzmann stellt seine Spielzeuge aus
"Mein größter Wunsch war ein eigenes Kasperletheater, das hätte ich als Kind so gerne gehabt“, berichtet Heinz Heinzmann. Doch in der Nachkriegszeit gab es dafür kein Geld. Auf dem Gabentisch lag für den Buben nur Praktisches wie Kleidung, erinnert sich der Rentner. Vielleicht war es die Sehnsucht nach solchen Spielsachen, die im Holzbildhauer und Restaurator vor rund 20 Jahren den Wunsch entstehen ließen, sich die Kinderträume selbst zu erfüllen. Heinzmann begann das Sammeln von altem Spielzeug, vorwiegend aus Holz. Seine Schätze stellt er derzeit im Weßlinger Pfarrstadel aus. Die Ausstellung kann am Freitag, 12., Samstag, 13. und Sonntag, 14. Januar jeweils von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Schon lange hätte er die Idee gehabt seine Sammlung einmal einem größeren Publikum zu zeigen, berichtet Heinzmann. Normalerweise lagern seine Ritterburgen, die Puppenküchen, die Figuren aus dem Erzgebirge, Eisenbahn, Marionettentheater, die Aufziehsachen aus Blech und all die anderen Spielsachen fest verpackt in Kisten und Schachteln. „Es ist nicht genug Platz für alles“, erklärt Heinzmann. Außerdem würden die winzigkleinen Dinge zu schnell verstauben.
Spielzeug von 1850 bis 1950
Für die Ausstellung hat er sein Spielzeug aber aus dem Dornröschenschlaf geholt. Tagelang ist er hin und her gefahren, um von Zuhause Regale, Tische, Vitrinen sowie die Ausstellungsgegenstände zu holen, um sie dann im Pfarrstadel liebevoll aufzubauen: Paarweise hat er die Tiere um eine Arche Noah gruppiert, die Bauernhöfe mit Pferden, Federvieh und Rindern bestückt, ganze Armeen in die verschiedenen Ritterburgen gestellt, Kaufladen und Puppenstube eingeräumt, auf einem Tisch ein Zirkuszelt mit unzähligen Akteuren, Tieren und Requisiten aufgebaut und die Würfelpuzzles mit den Märchenmotiven in die richtige Reihenfolge gebracht. Die meisten der Ausstellungsstücke stammen aus der Zeit zwischen 1850 bis 1950 – außer natürlich die Raketen und Raumfahrzeuge aus Blech, die stammen aus den Anfangszeiten der Raumfahrt. „Sie funktionieren aber immer noch“, schwärmt Heinzmann, nimmt ein kleines Raumschiff, zieht es auf und lässt es mit leuchtenden Augen über den Boden fahren.
Fehlendes wird nachgeschnitzt
Auch sein erstes Sammlerstück steht hinter Glas. Es ist eine Jägerfigur mit Armbrust aus Holz. „Dem Wilhelm Tell hat der Fuß gefehlt“, erinnert sich Heinzmann. Ihm hat es großen Spaß gemacht einen neuen Fuß zu schnitzen und so geschickt anzufügen, dass man die Reparatur gar nicht sieht. So ist es auch mit anderen Holzsachen gegangen, die der Sammler häufig für wenig Geld auf Flohmärkten oder Internetbörsen erstehen konnte. Als Kind hätte Heinzmann wohl mit diesen Sachen gespielt, als Erwachsener hatte er einfach viel Freude daran, den abgesplitterten Lack zu ersetzen, fehlende Gliedmaßen und Tiere nachzuschnitzen oder für die papierenen Hänsel- und Gretelfiguren ein Hintergrundbild für das Diorama zu malen.
Seinen größten Kindheitswunsch hat sich Heinzmann übrigens längst erfüllt. Zuhause steht sein eigenes Kasperletheater. Regelmäßig schlüpft er in die Handpuppen und lässt für Kinder seinen Kasperl, Sepperl und das Krokodil zum Leben erwachen. Und so schließt sich der Kreis.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH