Große Sorge um die Biene
Imker trafen sich mit Landwirtschaftsminister Brunner
Prominentester Redner beim diesjährigen Imkergespräch war Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Seit zehn Jahren gibt es die vom Starnberger Bienenzuchtverein organisierte Veranstaltung, die den politischen Entscheidungsträgern die Sorgen und Nöte der Imker vermitteln will. In der voll besetzten Schlossberghalle in Starnberg trafen sich Bienenzüchter aus ganz Bayern, Politiker, Verbandssprecher, Umweltschützer und Wissenschaftler zum Erfahrungsaustausch.
Bienen verhungern
Das Bienensterben beunruhigt die Imker. „Es ist real“, sagte Biologe Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München. Die Menge an Insekten sei um 75 Prozent in den letzten 27 Jahren zurückgegangen, zitierte er aus der „Krefelder Studie“. Schuld daran ist der Mensch. Insektizide mit dem unaussprechlichen Namen „Neonikotinoide“ schädigen die Bienen, sie finden nicht mehr zu ihrem Stock zurück. Flächenversiegelung sowie Pestizide und Glyphosat „machen aus der Wiese eine Wüste“. Die Bienen verhungern quasi auf der Wiese, die nicht mehr bunt blüht, sondern nur noch grün ist. Fleischmann forderte, wenigstens Blühstreifen anzulegen oder zehn Prozent der Äcker naturnah zu bewirtschaften.
Alternativen zu Glyphosat gesucht
Minister Brunner suchte den Schulterschluss mit den Imkern: „Es gibt bei mir kein Frühstück ohne Honig.“ So kritisch wie Fleischmann sah er die Lage der Bienen nicht: „In den letzten 20 oder 30 Jahren hat sich viel zum Guten entwickelt.“ 60 Millionen Euro würden jährlich in Biodiversitätsmaßnahmen fließen. Die kritisierte Flächenversiegelung sei auch dem Bevölkerungswachstum geschuldet. „Seit dem Mauerfall hat Bayern zwei Millionen Einwohner mehr, die brauchen Straßen, Schulen, Wohnungen.“ Im Fall des Nervengifts Neonikotinoid erwartet er den Endbericht für Ende Februar. „Bei nachhaltiger Gefährdung darf es keine Zulassung mehr geben“, versprach er. Vom Glyphosat werde man sich durch den Druck des Einzelhandels wahrscheinlich sowieso bald verabschieden, aber: „Es von heute auf morgen abzusetzen ist ein Problem, wir benötigen Alternativen.“
Wettlauf mit der Zeit
Mit Fragen wie „Brauchen wir einen bayerischen Bienenaktionsplan“ oder „Was unternehmen Sie gegen den Biodiversitätsverlust?“ versuchte Moderator Werner Bader die Teilnehmer der Podiumsdiskussion aus der Reserve zu locken, die sich aber meist nicht auf konkrete Antworten ließen. „Wenn es wirtschaftlich ist, werden die Bauern mitmachen“, erklärte Stefan Köhler vom Bayerischen Bauernverband. Viel Applaus vom Publikum gab es für den Hubert Weigers Appell, keine landwirtschaftlichen Großstrukturen entstehen zu lassen, die den Bienen die Nahrung rauben. „Wir sind im Wettlauf mit der Zeit“, mahnte der Vorsitzende vom bayerischen Bund Naturschutz.
Fünf Imker durften anschließend Fragen stellen, bevor der Abend mit Fachvorträgen schloss. Sie bemängelten den Einsatz von Glyphosat, die bürokratischen Hürden im Imkerhobby und den mangelnden Bienenkunde-Unterricht der Landwirte. Auch Mähmaschinen mit Aufbereiter standen unter Beschuss, weil sie die Insekten aufsaugen und zerstückeln.
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