Aufbruch in die Moderne
Buchheim-Museum zeigt die Malerrebellin Paula Modersohn-Becker
„Sie ist ohne Frage eine der bedeutendsten Erscheinungen des deutschen Expressionismus“, so weitsichtig hat Lothar-Günter Buchheim das Genie der Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) gewürdigt. Das Buchheim-Museum widmet ihr nun eine eigene Ausstellung und rückt dabei ihre Pionierleistung ebenso heraus wie den Dialog mit anderen Künstlern wie Paul Cezanne, August Rodin, Max Liebermann oder Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Kirchner, deren Bilder die Schau ergänzen. Elf Jahre nur hat sie bis zu ihrem frühen Tod gemalt, aber das ungeheuer produktiv und wegweisend. Farbsatte Bilder mit einfachen Formen und starken Konturen: Landschaften, Kinder- und Blumenmalerei, Porträts, Aktbilder, Mutter-und-Kind-Darstellungen, Stillleben.
Viel zu früher Tod
Lange Zeit wurde Modersohn-Becker nur als Vorläuferin der berühmten „Brücke-Vertreter“ gesehen. „Mittlerweile wird sie als Pionierin der Moderne gefeiert“, so Museumsleiter Daniel Schreiber, der das Bild einer ebenso talentierten wie unabhängigen Frau nachzeichnete, die sich in einer von Männern gnadenlos dominierten Künstlerwelt selbstbewusst zu behaupten wusste. Malende Frauen um die Jahrhundertwende wurden als Dilettantinnen belächelt und in separate Malschulen abgeschoben. Die gebürtige Dresdnerin genoss schon in ihrer Jugend eine ausgezeichnete Ausbildung. Mit Anfang 20 ging die unerschrockene junge Frau in die Kolonie Worpswede bei Bremen, wo Künstler in der Natur lebten und arbeiteten. Das Einfache und Wahrhaftige in der Malerei war es, was sie mit dem elf Jahre älteren Witwer Otto Modersohn verbindet, den sie 1901 heiratet. von verheirateten Frauen wurde erwartet, dass sie sich Ehe und Heim widmeten. So fühlt sie sich bald beengt und entfremdet und bricht allein nach Paris auf, in die Hauptstadt der Avantgarde. Dort lernt sie die großen französischen Maler kennen, und verarbeitet diese neuen Impulse in ihrem Werk. Den Geist der Moderne bringt sie mit zurück nach Deutschland, als sie sich Jahre später mit Otto aussöhnt. Sie malt wie besessen, auch als sie schwanger ist. Das letzte Foto zeigt sie als glücklich lächelnde junge Mutter im Wochenbett. Nachdem am 2. November 1907 die Tochter Mathilde geboren ist, stirbt Paula Modersohn-Becker am 20. November an einer Embolie.
Es gibt zur Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm mit Expertenführungen, Lesungen, Konzerten und Workshops. Das Museum bietet neben einer Audiotour und einer Filmvorstellung außerdem jeden Sonntag um 14.30 Uhr eine Paula-Führung. Die Ausstellung läuft bis 8. März.
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