25 Jahre Jugendhaus Gilching
Hier packten die Jugendlichen selbst mit an
Ein Viertel Jahrhundert gibt es nun schon das Jugendhaus in Gilching in der Wesslinger Straße 30. Und von Anfang an dabei ist der Diplom-Sozialpädagoge Ralph Fellinger. Von Anfang an? Nein, eigentlich schon vorher, denn der heute 59-Jährige war schon vor der offiziellen Eröffnung am 3. November 1993 eingestellt worden und so in die Planung und Gestaltung des Jugendhauses mit eingebunden.
Die Jugendlichen in Gilching hatte zu der Zeit kaum Möglichkeiten, sich zu treffen. Daher hatte sich bereits ein Verein zur Schaffung eines solchen Jugendtreffs gegründet. Ein Antrag für ein Jugendhaus in Gilching war schon mehrere Male gestellt aber jedes Mal abgeschmettert worden. Erst nachdem sich im Rathaus „ein bisschen was verändert“ hatte, wurde er dann schließlich genehmigt und ein Standort gesucht.
„Da gab es damals eine Frau Lina Gerbl, der das Anwesen gehörte und sie vermachte es der Gemeinde Gilching unter der Auflage, dass das Grundstück der Gilchinger Jugend zugute kommen solle. Sie selbst erhielt dafür einen betreuten Wohnplatz“, erzählt Fellinger weiter. Dieses Grundstück nun schien ideal für ein künftiges Jugendhaus. Jetzt stellte ich die Frage: Abriss oder Renovierung des Hauses mit den zwei Wohnungen?
Zwei Jahre Bauarbeiten
Nachdem die Jugendlichen anboten, das Haus selbst zu renovieren, wurde beschlossen auf die Alternative mit Containern zu verzichten. In unermüdlicher Eigenarbeit machten sich nun die jungen Leute daran „ihr Jugendhaus“ zu renovieren. Sieben Wände wurden herausgerissen, drei neue gezogen. Auch viele anderen Arbeiten, wie etwa das Dach neu zu decken, die Elektrik zu verlegen oder zu Malern, wurde von den Jugendlichen übernommen. Bei kritischen Punkten, wie etwa der Elektrik, nahm stets ein Fachmann schlussendlich die Arbeiten ab. Auch der zugehörige Schuppen wurde ausgehoben und fundiert. Lediglich die Fliesenarbeiten und die Sanitäranlagen wurden von Fachfirmen ausgeführt. Zwei Jahre insgesamt dauerten die Arbeiten, bis endlich eröffnet wurde.
Ein Sozialpädagoge kommt
Ein halbes Jahr vorher hatte die Gemeinde beschlossen, einen Sozialpädagogen zur Betreuung der Jugendlichen einzustellen. „Na, die waren natürlich alles andere als begeistert!“, lacht Ralph Fellinger, wenn er sich an damals erinnert. Doch Fellinger ließ ihnen weitgehendst freie Hand und Selbstverwaltung. „Natürlich gab es verbindliche Vorgaben, Gesetze und allgemeine Richtlinien mussten eingehalten werden.“ So wurde die Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen und Fellinger immer vertrauter. So vertraut, dass die jungen Leute sich nach einem Jahr mit Vehemenz dafür einsetzten, eine zweite Kraft einzusetzen, als Fellinger erklärte: „Entweder noch eine zweite Stelle, oder ich höre auf!“ Die zweite Stelle wurde bewilligt und besetzt. Ein paar Jahre später gab es dann einen Wechsel. Die Sozialpädagogin, die neu eingestellt worden war, wechselte woanders hin und an ihre Stelle folgte Anne Sofie Hoppe (50), ebenfalls Diplom Sozialpädagogin. Rund sechzig Bewerbungen für die Stelle waren damals eingegangen.
Eine Reihe von Jubiläen
Und hier gibt es nun fast wieder ein Jubiläum, denn Hoppe kann ihrerseits nächstes Jahr „zwanzig Jahre Jugendhaus Gilching“ feiern.
Ralph Fellinger und Anne Sofie Hoppe, beide haben einen 30-Stunden-Teilzeitjob, sind nun viele Jahre gemeinsam für das Jugendhaus zuständig. Unterstützt werden sie von Christian Kreilkamp, der auf 450-Euro-Basis im Jugendhaus arbeitet.
Eng mit dem Jugendhaus zusammen arbeitet auch die Streetworkerin Elke Leicht-Krohn, 53 und ebenfalls Diplom Sozialpädagogin. Und da das Jahr 2018 ein Jahr der Jubiläen ist, hat auch Elke Krohn-Leicht eines zu feiern, denn ihr Job hier begann am 15. September 2008, mithin vor fast genau zehn Jahren. Eine Streetworkerin einzustellen war nötig geworden, weil man es vermeiden wollte, dass es in Gilching zu einem sozialen Brennpunkt für Jugendliche kommen würde.
Richtig gemacht
Heute sind es rund 120 Jugendliche, die regelmäßig im Jugendhaus ein- und ausgehen, wobei sich das Altersspektrum von zwölf bis etwa 26 Jahre erstreckt. „Irgendwann ist man einem Jugendhaus schließlich auch entwachsen“, sagt Ralph Fellinger. Aber es freut ihn und Anne Sofie Hoppe, dass viele ehemaligen Jugendlichen immer wieder mal hereinschauen. Offenbar alles richtig gemacht, kann man da nur sagen.
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